Währenddessen ging die Ära der Wasseruhr langsam aber beständig ihrem Ende zu. Die Schiefertafeln aus Viller-la-Ville von 1276/77 sind das letzte Zeugnis für eine europäische Klosteruhr, die ganz sicher eine Wasseruhr war. Schleichend aber unübersehbar begann die Mechanik an der Vorherrschaft der Elemente und des Kosmos zu nagen. Bereits 1240 beschreibt Villard de Honnecourgt ein Artefakt, hinter dem heutige Fachleute die Hemmung einer mechanischen Vorrichtung vermuten. 1292 wird in Sens eine monumentale Räderuhr erwähnt, 1300 sind in Beauvais urkundlich Zahlungen für diese nachzuweisen. Im 14. Jahrhundert tauchen in Italien öffentliche Uhren auf, 1337-39 baut Roger v. Stoke die berühmte astronomische Uhr für die Kathedrale von Norwich. 1344 berichten Chronisten über den Bau der Uhr für denn Paduaer Stadtherrenpalast, welche für die 24 Stunden mit automatischem Schlag bekannt ist. Kurz und gut: in der Datierung der Erfindung der mechanischen Uhr führen wir einen Indizienprozeß, der sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt. Wir spüren und schnüffeln in Chroniken, die viele Lebensbereiche wie zum Beispiel Technik, Literatur, Religion, Stadtentwicklung, Klosterleben, Geschichte und Gesellschaft abbilden. I.d.Z. stoßen wir 1270 auf die Kritik des Visitators des Dominikanerordens, Humbertus de Romanis, daß er die zunehmende Komplexität von Uhrwerken für überflüssig hält und zuverlässige schlichte statt kostbare und aufwendige Werke empfiehlt. Wir stellen fest, daß der Begriff "Zeitdruck" gegen Ende des 14. Jahrhunderts ein Dauerthema humanistischer Autoren wie Vergerius, Guarino und Alberti geworden ist

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